Die reformierte Kirche - evki-saulheim.de

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Historischer Teil
Im Jahr 1697 führten die Ganerben einen Vergleich zwischen den Katholiken und den Lutheranern herbei, wobei der gesamte kirchliche Besitz in zwei gleiche Hälften geteilt wurde. Aufgrund dieses Vergleiches verlor die reformierte Gemeinde alle Güter. Außerdem verloren die Reformierten durch die Pfälzische Kirchenteilung von 1706 das Recht auf freie Religionsausübung. Erst 1713 wurde den Reformierten das Exercitium religiones (Ausübung der Religion) und die damit verbundene Herrichtung oder Bau von Gebäuden für den Gottesdienst wieder gestattet.
Bereits 1714 konnten sich die Nieder-Saulheimer Reformierten ein Grundstück in der Pfarrgasse kaufen, auf dem eine ehemalige Zehntscheune stand. Diese richteten Sie sich als Gottesdienstraum her.
1764 erbauten sie sich schließlich eine neue Kirche , die noch im selben Jahr eingeweiht wurde. Unverständlicherweise wurde der Bau des Kirchturms, es handelte sich nur um einen kleinen Dachreiter, von Freiherr von Haxthausen mit einer Strafe von zwanzig Talern belegt. Die reformierte Gemeinde hatte wohl zu der Zeit kein gutes Verhältnis zu der aus katholischen und lutherischen Ganerben bestehenden Ortsobrigkeit. 23 Jahre später förderte jedoch der adelige Bürgermeister von Nieder-Saulheim, Freiherr von Wallbrunn, die Kirchenrenovierung durch Bauholz für die Empore. Für diese Instandsetzung der Kirche benötigte man zwei Jahre, wobei auch zwei Glocken gestiftet und im Dachreiter angebracht wurden. Überhaupt hatte man die ganze Maßnahme allein durch eigene und auswärtige Spenden bezahlen können.
Die Freude am neu errichteten Gotteshaus dauerte nicht lange: 1795 richteten französische Truppen ein Spital in der Kirche ein. Das Kircheninnere wurde total verwüstet: Kanzel, Altar, Stühle und die Orgel, deren Ursprung unbekannt ist, wurden teils verbrannt oder entwendet. Erst ab 1805 konnte nach einigen großzügigen Spenden mit den Wiederherstellungsarbeiten begonnen werden.
Der Pfarrer von Stadecken und Nieder-Saulheim, J. M. Groß, berichtet am 22. Juni 1807 dem Inspektor von Ober-Ingelheim, dass zur Reparatur der Kirche noch 500 Gulden nötig seien. Nach der Union der protestantischen Konfessionen war sie ab 1822 Eigentum der nunmehr evangelischen Gemeinde.
Die Kirche selbst war an der Pfarrgasse über einem schon vorhandenen Gewölbekeller errichtet. Von der Straße aus war sie über mehrere terrassenförmige Stufen zu erreichen. An der Längsseite befanden sich neben der Eingangstür vier große Fenster, die in kleine Quadrate unterteilt waren. Auf der Westseite waren keine Fenster vorhanden.
Das Innere war, wie es für reformierte Kirchen typisch ist, als äußerst schmucklos beschrieben. Der Chor an der Südseite befand sich zwei Stufen höher als das Schiff, welches durch ein kleines Holzgitter abgetrennt war. Direkt am Chor war auch der eiserne Aufgang zur Kanzel. Dem Chor gegenüber befand sich eine kleine Empore. 1842 wurde, da in der Kirche kein Platz mehr für eine Orgel schien, ein Instrument zur Begleitung des Gemeindegesangs aber dringend nötig war, über die Anschaffung einer Aeoline beraten. Finanziert wurde das vom Klang der Orgel, vom Prinzip dem Harmonium ähnliche Instrument durch den Erlös aus dem Verkauf der alten Orgel der Simultankirche. Die Aeoline wurde vom Orgelbauer Dreymann geliefert, der auch die spätere Orgel lieferte. Dies von Dreymann gebaute Orgel steht noch heute in der Evangelischen Kirche.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Kirche allmählich baufällig. 1864 war der Glockenturm bereits so verfault, dass man die Glocken nicht mehr läuten konnte und deshalb einen separaten Glockenstuhl neben der Kirche errichten musste.
In den siebziger Jahren zeigte das Gebäude immer größere Risse und wurde 1882 wegen Baufälligkeit von der Behörde geschlossen. Erste Verkaufsverhandlungen kamen 1888 nicht zustande, weil der unter der Kirche befindliche große Keller jährlich 50 Mark Miete einbrachte. 1900 wurde die Kirche und die dazugehörige Lehrerwohnung für 6.113 Mark verkauft und die Kirche samt Keller abgerissen.
 
Quelle: „Wo wir uns Versammeln“ von 1986
 
hrsg. von Gerd Keim und Dieter Stadler
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