Eine vergessene Religionsgemeinschaft - evki-saulheim.de

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Historischer Teil
Zur Grundsteinlegung der 1886 erbauten Kirche sowie zur Einweihung wurden nicht nur Vertreter der katholischen Kirchengemeinde sondern auch die jüdische Gemeinde Nieder-Saulheim eingeladen. Schließlich hatten sich auch die Juden als Teil der Dorfgemeinschaft an den in Eigenehilfe zu leistenden Arbeiten beim Kirchbau beteiligt. Eine Übersicht zeigt die Anzahl der jüdischen Mitbürger Saulheims im Vergleich zur Wörrstädter Gemeinde.

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Nieder-Saulheim4258714132
Ober-Saulheim1871863
Wörrstadt--581187265
Mit der Machtergreifung Adolf Hitlers im Jahre 1933 begann für viele Juden während der gesamten Dauer des Dritten Reiches ein schwerer Leidensweg. Auch die in Nieder-Saulheim wohnenden Juden waren davon nicht ausgenommen. Im Jahre 1938 wurde ihr Gotteshaus, die in der Hintergasse gelegene Synagoge, auf mutwilligste Weise zerstört.
Heute erinnert an die Juden in Saulheim nur noch der jüdische Teil des Nieder-Saulheimer Friedhofes. Auf dem ca. 255 qm großen Friedhof sind noch zwei jüdische Grabsteine mit hebräischer Schrift erhalten.
Bei Nachforschungen wurden noch zwei Briefe gefunden, deren Originale im Landesarchiv in Speyer aufbewahrt werden. Sie zeigen sehr deutlich, dass man nicht prinzipiell von einem Judenhass während des Dritten Reiches sprechen kann. Denn das Kreisamt Oppenheim nimmt durchaus Partei für die in Nieder-Saulheim notleidenden Juden.
Andererseits aber kann man dem Brief des damaligen Nieder-Saulheimer Bürgermeisters sehr klar entnehmen, dass er die Diskriminierung der Juden durch sein Verhalten mitmachte, wie beispielsweise der letzte Satz seines Schreibens vom 20. August 1938 an das Kreisamt Oppenheim zeigt: „Ich kann keinem Parteigenossen zumuten, dass er in einem Geschäft z. B. Brot oder Fleisch einkauft und neben ihm steht ein Jude, der das Gleiche tut.“

Zur Geschichte der jüdischen Gemeinde in Nieder-Saulheim
Eingabe des Landesverbandes israelitischer Religionsgemeinden Hessens, Mainz, an das Kreisamt Oppenheim
Betr.: die Lebensmittelversorgung der Juden in Nieder-Saulheim
15. August 1939, Mainz gez. Unterschrift Vorsitzender
„Die jüdische Bevölkerung von Nieder-Saulheim wird seit einigen Wochen nicht mehr mit Milch, Butter, Fleisch und den sonstigen notwendigsten Lebensmitteln versorgt. Die jüdische Gemeinde besteht noch aus sieben Familien mit insgesamt 20 Köpfen. Darunter befinden sich zwei Kinder im Alter von 2 und 9 Jahren, drei Greise im alter von 80, 74 und 71 Jahren.
Da wir annehmen, dass die Ausschließung der jüdischen Bedarfsdeckung nicht gewollt sein kann und ohne Ihr Wissen und ihre Billigung erfolgt, bitten wir Sie, sich für die Behebung der Schwierigkeiten einzusetzen.“

Bericht des Bürgermeisters der Gemeinde Nieder-Saulheim an das Kreisamt Oppenheim
20. August 1939, Nieder-Saulheim
„Urschriftlich dem Kreisamt Oppenheim zurückgereicht mit der Bemerkung, dass ich nicht prüfen kann, ob die umstehenden Angaben richtig sind. Ich weiß sogar, dass hiesige Geschäfte tatsächlich noch Waren an Juden abgeben. Als Hoheitsträger und Ortgruppenleiter von Nieder-Saulheim habe ich meinen Parteigenossen verboten, in Geschäften Waren zu kaufen, die noch mit Juden Geschäfte machen bzw. an Juden Waren abgeben. Wenn die hiesigen Geschäftsleute sich weigern, Waren an Juden zu verkaufen, so kann ich dieselben nicht zwingen, dies noch zu tun. Jedenfalls habe ich als Bürgermeister kein Interesse daran, dass an die Juden keine Lebensmittel abgegeben werden. Meine Stellung als Ortsgruppenleiter ist selbstverständlich eindeutig. Ich kann keinem Parteigenossen zumuten, dass er in einem Geschäft z. B. Brot oder Fleisch einkauft und neben ihm steht ein Jude, der das Gleiche tut.“
 
Quelle: „Wo wir uns Versammeln“ von 1986
hrsg. von Gerd Keim und Dieter Stadler
Mittwoch:
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